Talis 2025
        
 100 jemand, der ihnen wirklich Arbeit im Entwurf abnimmt. Da- bei ist es fantastisch, wenn es um die entwurfsbegleitende Kostenermittlung und Ökobilanzierung geht und die KI ihnen zeitsparend präzise Ergebnisse liefert.“ Ziel sollte immer sein, dass die KI die Kernkompetenzen des Architekten oder Bauingenieurs ergänzt. Als ein solches Bei- spiel nennt der Experte das Schweizer KI-Tool KeeValue, das in Kürze auf den deutschen Markt kommen wird. „KeeValue ist in- zwischen in 1.000 Schweizer Architekturbüros eingeführt und ermöglicht dort entwerfenden Architektinnen und Architekten ohne langjährige Kostenerfahrung, entwurfsbegleitend Kosten ziemlich präzise zu ermitteln und einem Bauherrn in Echtzeit Kostenauswirkungen aufzeigen zu können. An das Tool Kee- Value ist auch ein Ökobilanzierungstool angedockt, mit dem sich der ökologische Fußabdruck, aber auch die Auswirkungen im Gebäudebetrieb und Energieverbrauch abbilden lassen.“ Solche Tools, ebenso wie KI-unterstützte Aufmaß-Geräte, er- leichtern die Arbeit. Generell lässt sich sagen, dass KI überall da sinnvoll eingesetzt werden kann, wo es darum geht, große Datenmengen besser nutzbar zu machen. Doch ein ausführli- ches Testen muss im Vorfeld immer erfolgen. Von Nachbarländern lernen Wenn es um die Digitalisierung und Nutzung von KI-Tools in der Zusammenarbeit mit Behörden geht, sehnen sich viele Büros danach, dass sich KI-gestützt Genehmigungsverfahren beschleunigen könnten. „Man denkt, weil der ganze Bauantrag regelbasiert ist, müsste die Künstliche Intelligenz anhand die- ser Regeln doch einfach das digitale Modell auslesen und sagen können, ob alles regelkonform – vom Brandschutz, über die Fluchtwege bis hin zur Belichtung am Arbeitsplatz – erfüllt ist. Wenn das gelöst wäre, dann könnten sich Bauplanungs- und Bauprozesse erheblich beschleunigen und kostengünstiger ge- stalten lassen“, führt Jan R. Krause aus. Doch er weiß auch, warum dies in Deutschland noch etwas dauern wird: Erstens seien die KIs dafür noch nicht ganz so aus- gereift und zweitens wäre die Digitalisierung in den Büros im Vergleich zu den Genehmigungsbehörden vielfach wesentlich weiter vorangeschritten. In Ländern wie Dänemark und Finn- land sähe das schon anders aus. Dort gäbe es Genehmigungs- verfahren am digitalen BIM-Modell. Auch in Japan sei die Di- gitalisierung schon so weit fortgeschritten, dass die KI in den Behörden prüfen könne, ob ein Antrag genehmigungsfähig ist oder nicht. Doch erste Forschungs- und Pilotprojekte würden auch hier unternommen: „In Dortmund gab es vor zwei Jahren das erste Open-BIM-Modell, mit dem ein digitaler Bauantrag eingereicht wurde. Nun wird daran gearbeitet, damit dies auch auf breiter Basis eingeführt werden kann.“ Gute Start-up-Szene Um zu schauen, welche KI-Tools deutschen Architektur- und Bauingenieurbüros zu mehr Effizienz verhelfen können, Digitalisierung & KI: Prozesse digitalisieren DIGITALISIERUNG & KI Kurzvita Jan R. Krause Jan R. Krause, Jahrgang 1969, ist seit 2003 Professor für Architektur Media Management an der Hochschule Bochum. Er studierte Ar- chitektur an der TU Braunschweig, der ETH Zürich und der TUWien sowie Internationales Management an der Vlerick Management School in Leuven-Gent. Nach dem Studium und ein Volontariat, arbeitete er dreieinhalb Jahre als Redakteur bei den Architektur- fachzeitschriften AIT und XIA in Stuttgart. Darüber hinaus war er zwanzig Jahre lang als Marketingleiter für die Eternit AG und die Sto SE&Co KGaA tätig. Parallel dazu leitet er seit 2003 den Masterstu- diengang Architektur Media Management AMM an der Hochschule Bochumwo er sich in Lehre und Forschung aktuellen Fragen der Ar- chitekturvermittlung und Nachhaltigkeitspositionierung widmet. Mit seinem Think Tank „Office for Architectural Thinking“ in Berlin konzipiert Jan R. Krause Kommunikationsstrategien und Weiterbil- dungsprogramme für die Baubranche. Er hält seit 25 Jahren Vorträ- ge und moderiert internationale Konferenzen zu Zukunftsfragen der Architektur und Stadtentwicklung, des Architekturjournalis- mus und der Digitalen Transformation. Der Herausgeber und Autor mehrerer Fachbücher ist zudem seit 2023 Vorsitzender des Deut- schen Werkbunds.
        
         Made with FlippingBook 
RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2MTgy