Talis 2025

22 Nachhaltigkeit schafft attraktive Arbeitsplätze Ein weiteres wichtiges zentrales Thema im Bauwesen ist die Nachhaltigkeit. Da die Branche unter dem Druck steht, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und aktiv zur Errei- chung der globalen Klimaziele beizutragen, ergeben sich für Bauingenieure und Architekten zahlreiche neue und attrakti- ve berufliche Chancen. Dazu sagt Jan R. Krause, seit 22 Jahren Professor für Architektur Media Management AMM an der Hochschule Bochum, wo er sich in Lehre und Forschung aktu- ellen Fragen der Architekturvermittlung und Nachhaltigkeits- positionierung widmet: „Die Baubranche ist im Transformati- onsprozess, daher erleben wir auch eine Transformation von Werten und Beurteilungssystemen hinsichtlich der Baustoffe. Baustoffe, die für uns vor zehn Jahren völlig selbstverständlich waren, werden plötzlich in Frage gestellt, weil Nachhaltigkeit messbar geworden ist. Wir sind dazu verpflichtet, nicht nur ein Haus mit guten Räumen zu schaffen, sondern auch der nächs- ten Generation gute Lebensbedingungen zu hinterlassen.“ Die Kreislaufwirtschaft sei einwachsendes Betätigungsfeld, bestätigt auch SamGreen und verdeutlicht dies mit einemBei- spiel aus seinem Arbeitsbereich: Viele Altanlagen müssten in den kommenden Jahren zurückgebaut werden – dabei würden große Mengen an Materialien anfallen, die möglichst effizient recycelt oder wiederverwendet werden sollten. Gefragt sind aber auch Umweltberater, die Unternehmen bei der Einhal- tung von Umweltvorschriften unterstützen, sowie Energieef- fizienz-Experten, die Unternehmen helfen, ihre Energiekosten zu senken und nachhaltige Lösungen zu finden. Wenn es wiederum um nachhaltige Infrastruktur geht, ist das Thema Gleis-, Brücken- und Tunnelbau wichtig: Vie- le Strecken und Elemente müssen – teilweise unter hohem Zeitdruck – saniert werden. Dafür braucht es Fachkräfte mit starken Nerven. Ebenso müssen Experten Bodengutachten für neue Trassen erstellen, Arbeitsabläufe koordinieren und Lärm- schutzmaßnahmen planen. Digitale Werkzeuge entwickeln oder für Nervenkitzel sorgen Mit der fortschreitenden Digitalisierung nimmt in der Bau- branche die Bedeutung von Cloud-Lösungen, digitalen Zwil- lingen und KI-gestützten Prozessen immer mehr zu. Dadurch werden neben reinen Informationstechnikern auch Architek- ten und Bauingenieure gesucht, die Planungssoftware mit­ entwickeln, digitale Workflows gestalten oder Schnittstellen zwischen Bau und IT optimieren. Als Berater können sie Bau- unternehmen bei der digitalen Transformation helfen. Darü- ber hinaus sind Experten aus der Praxis in der Forschung und Lehre gefragt, um dem Nachwuchs zukunftsweisendes Hand- werkszeug und Know-how zu vermitteln bzw. um neue Stan- dards für die digitale Bauwirtschaft zu entwickeln. Außerdem werden Architekten und Bauingenieure auch in Freizeitparks gesucht, um neue Themenwelten zu gestal- ten oder bei den Besuchern durch die Konzeption von neuen Attraktionen und Fahrgeschäften für einen Adrenalinkick zu sorgen (siehe Seite 108). Doch auch für Film und Fernsehen sowie für Festivals, Messen und Konzerte werden kompetente Planer benötigt. Hier steht dann eher der künstlerische Aspekt neben der gestalterischen Fähigkeit im Vordergrund. Rhetorisch fit und erfahren? Wer nicht nur fachlich kompetent, sondern auch sprach- lich gewandt ist, gern über aktuelle Bautrends und beson- dere Projekte berichten oder Themen aus architektonischer oder bautechnischer Sicht beleuchten möchte, kann sich für eine journalistische Tätigkeit entscheiden. Architekten und Bauingenieure können ihre Themen als Freiberufler in der all- gemeinen Medienlandschaft anbieten (und nebenbei weitere planerische oder beratende Aufgaben übernehmen) oder fest für die Fachpresse arbeiten. In großen Büros, Unternehmen, Institutionen und Verbänden der Baubranche werden zudem Pressesprecher gesucht. Dort sind ebenfalls Architekten und Bauingenieure gefragt, die fachliches Know-how besitzen und sich die notwendigen Kenntnisse aus den Bereichen Öffent- lichkeitsarbeit und Marketing durch entsprechende PR-Wei- terbildungen angeeignet haben. Ist eine Neuorientierung aufgrund der familiären Umstän- de gewünscht, kann die klassische Architektenrolle auch ge- gen den Job als Immobilienmakler getauscht werden. Durch die vorhandenen Fachkenntnisse können die Kunden bei ihrer Suche nach den eigenen vier Wänden kompetent beraten wer- den. Auch eine Stelle in einem Kunst- und Architekturmuse- um bietet sich an, während Brancheneinsteiger oder solche, die neben der Versorgung eines pflegebedürftigen Familien- mitgliedes in ihrem Themenbereich aktiv bleiben wollen, als Vortragende oder Gästeführer tätig werden können. Kontakte pflegen und offenbleiben Der beruflicheWerdegang und erst recht die Karriere sind nicht immer planbar. Oft ergeben sich durch die Häufung bestimm- ter Aufträge neue Themenfelder, für die man eine Leiden- schaft entwickelt. Durch Kontakte zu Kollegen, Berufs- und Interessenverbänden tun sich zudem Jobmöglichkeiten auf, von denen man im Vorfeld nichts ahnte. Daher ist es wichtig, sich zu vernetzen, im Austausch zu bleiben und Neuerungen neugierig zu begegnen – das könnte der Weg zum Traumjob sein. me Berufe mit Weitblick ALLES AUF ANFANG

RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2MTgy