Talis 2025

43 BEWERBEN, VERHANDELN UND EINSTEIGEN Berufseinsteiger gesucht Von den Büros, die erfolgreich waren mit ihrer Suche nach geeigneten Bewerbern, mussten zwei Drittel Kompromisse bei der Stellenbesetzung eingehen, weil die Qualifikation der Bewerber nicht wirklich zur Ausschreibung passte. Um diese Defizite auszugleichen, investierten 89 Prozent der betroffe- nen Arbeitgeber in entsprechende Fortbildungsmaßnahmen. Eine erfreuliche Entwicklung für den Nachwuchs: Zirka jedes vierte Büro (27 Prozent) beschäftigte im vergangenen Jahr Be- rufseinsteiger mit 6- oder 7-semestrigem Bachelorabschluss der Fachrichtung Architektur/Hochbau. Dieser Anteil hat sich seit 2019 mehr als verdoppelt – damals lag er bei nur elf Prozent. Gleichzeitig stieg auch absolut die Zahl der beschäf- tigten Jung-Architekten mit Bachelor: Waren 2019 erst in 34 Prozent dieser Büros mehrere Berufseinsteiger tätig, lag der Anteil 2023 bereits bei 44 Prozent. „Gesucht werden Fachkräfte gerade in Bereichen, die auch zu den Interessenbereichen junger Hochschulabsolventen zählen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und KI“, berichtet Milton Reimann von der Agentur für Arbeit in Bremen aus seiner Beratungspraxis. Das bestätigt die bereits zitierte be- rufspolitische Strukturbefragung der BAK: Knapp die Hälfte der Büroinhaber, vor allem die der großen Büros mit mehr als zehn Beschäftigten, erwartet künftig einen verstärkten Be- darf an Fachkräften mit Spezial-Know-how im Bereich Nach- haltigkeit, Digitalisierung und Energie. „Themen, die auch die Politik jetzt und in Zukunft durch neue Regelungen besonders im Fokus hat“, betont Reimann. Keine Flaute im Baubereich Apropos Politik: Das auf dem sogenannten Baugipfel im Herbst 2023 beschlossene 14-Punkte-Programm der Bundesregierung zur Förderung der Bauwirtschaft vor allem im Sektor Woh- nungsbau scheint Wirkung zu zeigen. Zumindest hat sich das Geschäftsklima unter Architekturbüros gegen Ende des ersten Quartals 2024 endlich stabilisiert, wie das Münchner Ifo-Insti- tut in seiner regelmäßigen Panel-Befragung im Auftrag der BAK feststellte. Vor allem die Erwartungen an die weitere Entwick- lung der Geschäftslage seien im Vergleich zu den vorigen Befra- gungsperioden deutlich gestiegen, heißt es im Bericht. Tatsächlich war in einer aktuellen BAK-Umfrage im Januar 2024 die Mehrheit der Architektur- und Planungsbüros ausge- lastet, und der Auftragsbestand reichte im Durchschnitt für ein weiteres halbes Jahr. Zwar hinkt die Zahl neu akquirierter Auf- träge deutlich hinter dem der früheren Boomjahre her. Dennoch sahen 90 Prozent ihr Unternehmen respektive die eigene Selbst- ständigkeit nicht in Gefahr. „Wir erleben keine Flaute im Baube- reich“, konstatiert Reimann. Es könne höchstens sein, dass sich Büros etwas länger Zeit für das Einstellungsprocedere nehmen würden, wenn es bei der Abwicklung von Großprojekten zu un- vorhergesehenen Pausen käme. Der Berufsberater rät: „Als Be- werber braucht man einen etwas längeren Atem.“ uv Kurzvita Philip Steden Der promovierte Wirtschaftsingenieur leitet das Referat für Wirt- schaft und Wirtschaftspolitik bei der Bundesarchitektenkammer (BAK) und verantwortet die Themen Economic Research und Sta- tistik, Konjunktur, Mittelstand und Kreativwirtschaft, Außenwirt- schaft sowie betriebs- und finanzwirtschaftliche Themen. Nach seinem Wirtschaftsingenieur-Studium an der TU Berlin und der UBC in Vancouver/Kanada promovierte Steden am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der Universität Potsdam. Er arbeitete stets an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik, unter anderem im Wirtschaftsforschungs- und Strategieberatungsinstitut Prognos, bei einer führenden deutschen Wirtschaftsförderungsgesell- schaft sowie im Bankensektor, bevor er 2019 zur BAK stieß. Chancen für den Einstieg

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