Talis 2025
68 meinsame Unternehmensgründung besitzt finanziell und hin- sichtlich der Bedeutung für die eigene Lebensplanung eine sehr viel größere Tragweite, das sollte allen Partnern bewusst sein. Die Entscheidung hat was von einer Ehe – man bindet sich ver- traglich in der Hoffnung auf eine lange erfolgreiche Zukunft. Doch wenn es wider Erwarten nicht funktioniert, kann es kom- pliziert werden. Selbst Freundschaften seien keine Garantie dafür, dass es auch mit der gemeinsamen Unternehmensfüh- rung etwas werde, warnen die Existenzgründer-Autoren. Klare Zuständigkeiten schaffen In puncto Unternehmensform kommen verschiedene Alterna- tiven in Frage. Ob GbR, Partnergesellschaft oder GmbH – man sollte sich auf jeden Fall eingehend von Fachleuten beraten lassen, welche Rechtsform am besten zur eigenen Situation und der Zielsetzung passt. Wichtig sind auch klare Absprachen zur Aufgabenteilung: Wer übernimmt welche Verantwortung? Wer ist für welche Entscheidungen zuständig? Und wie werden überhaupt die wichtigen Entscheidungen für das gemeinsame Unternehmen getroffen? Wie viel Gehalt zahlen Sie sich aus, wenn weniger in der Kasse ist? Wie viel, wenn es gut läuft? Entsprechende Vereinbarungen sollten frühzeitig getroffen und ebenso wie spätere Änderungen auf jeden Fall schriftlich fixiert werden. Ein Gesellschaftsvertrag, in dem Rechte und Pflichten der Partner festgehalten werden, kann hilfreich sein, um späteren Unstimmigkeiten oder Streitigkeiten vorzubeu- gen. Doch auch ein solcher Vertrag ist nur eine Absicherung für den Fall der Fälle. Wirklich wichtig ist die regelmäßige und zuverlässige Kommunikation im Tagesgeschäft, damit alle Partner auf dem Laufenden bleiben und plötzlich auftauchen- de Probleme schnell gelöst werden können. Auch in einer be- ruflichen Partnerschaft gilt: Verständnis und Vertrauen sind Grundvoraussetzungen für deren Erfolg. Gründe gegen eine Partnerschaft Die Existenzgründer-Initiative „Deutschland-startet“ nennt da- rüber hinaus weitere Erfolgsfaktoren: „Die Gründung im Team ist dann effektiv, wenn Sie als Gründungsteam im ständigen Austausch sind. Tauschen Sie untereinander Ihre Gedanken, Meinungen und Ideen aus.“ Wichtig sei außerdem, gemeinsam die Unternehmensziele festzulegen, respektvoll miteinander umzugehen und die Zuständigkeiten so zu regeln, dass jeder das macht, worin seine Stärken liegen. Darüber hinaus sollten laut der Initiative Probleme gemeinsam gelöst werden und von allen Beteiligten die Bereitschaft bestehen, Kompromisse einzuge- hen. Aus diesem Katalog ergeben sich auch schon mögliche Argu- mente, die für den einen oder anderen gegen eine Partnerschaft sprechen. Denn nicht jeder Mensch ist zumTeamplayer geboren. Auch laut Gründungsberater Salewski hat es nicht nur Vortei- le, als Team an den Start zu gehen: „Bedenken muss man, dass Teambuilding und interner Abstimmungsbedarf Zeit kosten“, betont der Experte. Er ergänzt: „Möglich wäre auch die Koopera- tion von zwei getrennt agierenden Einzelunternehmern, die sich für den administrativen Part ein gemeinsames Backoffice teilen.“ Vom Netzwerk profitieren Vor allem jene jungen Architekten und Bauingenieure, die selbst- bestimmtes Arbeiten schätzen, denen Abstimmungsprozesse mit anderen zu langwierig sind und die allein entscheiden wol- len, welche Aufgabe sie wann und wo erledigen, dürften als Ein- zelunternehmer richtig liegen. Tatsächlich allein auf sich selbst gestellt sind und bleiben jedoch die wenigsten: entweder, weil man im Laufe der Zeit und mit wachsendem Umfang der Ge- schäftstätigkeit Mitarbeiter einstellt. Oder weil man eingebun- den ist in ein weitverzweigtes, lebendiges Netzwerk beruflicher Kontakte zu anderen interessanten Menschen, die in der Bau- branche tätig sind. uv SELBSTSTÄNDIGKEIT Einzelkämpfer oder Partnerschaft?
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