Talis 2025
        
 89 Disruption als Chance begreifen DIGITALISIERUNG & KI zu ziehen. Umgekehrt gibt es noch ein anderes Problem, auf das Gabriele Seitz hinweist: „KI-Bots suchen Websites nach ‚frei‘ verfügbaren Informationen ab, sodass Projekte und Daten eines Architekturbüros oder eines Planers an anderer Stelle ver- breitet und dabei Urheberrechte verletzt werden. Wer das nicht möchte, findet auf der Website der Bundesarchitektenkammer eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie KI-Bots von der eigenen Website ausgeschlossen werden können.“ (Mehr dazu siehe Kasten.) Verantwortungsvoll zu mehr Ansehen Bianca Weber-Lewerenz wünscht sich, dass die Verantwortli- chen der Baubranche, die nicht gerade klein ist, sich ihrer Ver- antwortung bewusst sind und der Branche mit den neuen Mög- lichkeitenwieder mehr Ansehen geben. Der Bau sollte innovativ in die Zukunft schreiten und zeigen, dass es auch anders ginge als bei oft angeführten Negativbeispielen wie Flughafen Berlin, Elbtower und Stuttgart 21. „Mit Herz und Verstand kann die KI gut genutzt werden – bis hin zu ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit“, meint die Forscherin. Auch die Zuständige für Digitalisierung bei der BAK wünscht sich, dass die Digitalisierung ankommt und alle davon einen Nutzen haben. Einige wichtige Schritte seien bereits getan, doch der Weg sei noch lang: Der digitale Bauantrag sei in 13 Bundesländern eingeführt worden, allerdings entscheide die jeweilige Kommune über die Geschwindigkeit der Bearbeitung. Die Baubehörden nähmen den digitalen Bauantrag entgegen und sollten die Prozesskette bis zum Ende umsetzen, allerdings würden vielerorts die Unterlagen zur Bearbeitung wieder aus- gedruckt. Ebenso sei es beim BIM: Der Architekt plane, dann werde gebaut, aber bei der Bewirtschaftung des Gebäudes sei es fraglich, ob und inwieweit die Daten genutzt würden. Gab- riele Seitz betont daher, dass gerade bei verschiedenen am Bau Beteiligten eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die Ver- einheitlichung der oftmals unterschiedlichen Standards unab- dingbar sei: „Eine offizielle Handhabung gibt es bisher noch nicht. Damit die Digitalisierung nicht auf halber Strecke ste- ckenbleibt, ist es wichtig, dass Gespräche geführt und Vernet- zungen mit der Politik geknüpft werden, um an einem Strang zu ziehen.“ me Kurzvita Gabriele Seitz Gabriele Seitz absolvierte ihr Betriebswirtschaftsstudium zur Diplom-Kauffrau an der FH in Köln. Anschließend war sie in der Marketing- und Vertriebsabteilung als Executive im Bereich der biometrischen Gesichtserkennung in Bochum tätig. 2003 nahm sie eine Stelle bei Deutsche Architekten Verlags- und Informati- onsdienste (D.A.V.I.D.), einer Tochtergesellschaft der Bundesar- chitektenkammer (BAK), an und baute dort das Netzwerk Archi- tekturexport (NAX) aus. Sie wechselte 2010 zur BAK und leitet dort seit dem Jahr 2017 das Referat Digitalisierung.
        
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