Das bewegt die Branche

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Architekten und Bauingenieure müssen wie andere Berufsgruppen offen auf neue Trends und Richtungen reagieren, um in der Branche erfolgreich zu sein. Neben Fort- und Weiterbildungen ist auch ein Blick über den Tellerrand von Vorteil, um sich über angesagte Bau- und Gestaltungsthemen in anderen Ländern zu informieren.

Uns bewegen vier Mega-Trends dieses Jahr: Nachhaltigkeit beziehungsweise der Umgang mit Klimafolgen, Digitalisierung, Nachwuchs und Fachkräfte sowie Mobilität“, sagt Sascha Steuer, Hauptgeschäftsführer des Verbands Beratender Ingenieure (VBI). In Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie den Umgang mit den Klimafolgen wollen Ingenieure per se immer die beste Lösung finden und arbeiten hierfür als Auftragnehmer im Sinne des Auftraggebers. „Klimaschutz ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das der einzelne Auftraggeber nicht immer konkret im Blick hat. Daher ist es Aufgabe des Ingenieurs, die Ziele sowohl mit den von seiner Seite als auch von Seiten des Auftraggebers zu forcieren“, beschreibt er die neue Rolle seiner Kollegen. Darüber hinaus gehe es bei Trends auch um Energiestandards von Gebäuden und um die Umsetzung der Energiewende insgesamt, führt Sascha Steuer weiter aus. Hinsichtlich der Klimafolgen müsse sich darum gekümmert werden, Starkwetterereignisse bei Projektplanungen besser zu berücksichtigen. Das sei sowohl bei der Stadtplanung als auch beim Hochwasserschutz ein wesentliches Element, ergänzt der VBI-Hauptgeschäftsführer.
Auch die Digitalisierung ist nach wie vor in der Baubranche ein wichtiges Thema, vor allem Building Information Modeling (BIM). „Die Digitalisierung braucht mehr Geschwindigkeit und konsequente Unterstützung. Insbesondere ist eine Fortführung der Förderung von BIM-Deutschland essenziell, um einheitliche Standards zu entwickeln, so dass auch Planungsbüros damit einheitlich arbeiten können“, betont Steuer und benennt zugleich ein weiteres Thema: Datensouveränität. „Deutsche Planer haben die Datensouveränität nicht mehr, wenn alle Daten in einer amerikanischen Cloud liegen. GAIA-X ist die Idee einer europäischen Cloud, die helfen kann, mehr Datensouveränität zu erlangen und unsere Daten nach europäischem Recht zu schützen.“

Nachwuchsförderung ist wichtig

Umfragen des VBI zeigen, dass der Fachkräftemangel die Planungsbüros stärker limitiert hat als die Pandemiefolgen. Neue Aufträge können meist erst in elf Monaten von den Ingenieurbüros angenommen werden, da das entsprechende Personal zur Umsetzung fehlt. Große Auftraggeber werben kleinen Ingenieurbüros zudem oftmals Mitarbeiter ab. „Wir brauchen daher auch mehr Studierende, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, betont Sascha Steuer und ergänzt: „Wir machen als VBI in dieser Hinsicht viele Aktionen, um den Beruf des Bauingenieurs aus dem Schattendasein zu führen.“
So setze man beispielsweise schon bei den Kleinkindern an und habe für sie Pixie-Bücher wie „Meine Tante ist Bauingenieurin“ gestaltet. Der Verband engagiert sich zudem im Verein „MINT. Zukunft schaffen“ – eine nationale Initiative, die den Schwerpunkt hat, Schülerinnen und Schüler für MINT zu begeistern und Schulen im Bereich MINT zu motivieren, zu fördern und auszuzeichnen –, um bei Schülern das Interesse an diesem Berufsbild zu wecken und Lehrern in Fortbildungslehrgängen das Thema zu vermitteln. Darüber hinaus initiiert der VBI für Studenten Vorlesungen zum Thema „Entrepreneurships für Bauingenieurbüros“. Außerdem hat er ein Mentoringprogramme für Studenten entwickelt mit dem Ziel, den Austausch angehender Bauingenieure mit Planungsbüros in der Branche sowie den Berufseinstieg (in eben solche) zu fördern.
„Wir haben als Verband die Hoffnung, dass so bei angehenden Bauingenieuren das Interesse für eine Mitarbeit in Ingenieurbüros geweckt wird“, führt Sascha Steuer, der seit Anfang 2022 Geschäftsführer des VBI ist, einen wichtigen Beweggrund auf. Personal sei ein wesentlicher Aspekt im Bausektor. Allerdings seien Schülern, angehenden Studierenden und Quereinsteigern viele Facetten, die diese Berufsgruppe kennzeichneten, wenig bis gar nicht bekannt. „Die wenigsten wissen, wer die Bauwerke um sie herum geplant hat, nämlich Bauingenieurinnen und Bauingenieure“, bedauert der VBI-Hauptgeschäftsführer.

Mit Infrastruktur Akzente setzen

„Im Bereich der Infrastruktur hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Hier hängt vieles von der neuen Bundesregierung ab und dem Willen, marode Infrastruktur schneller als früher zu sanieren“, berichtet der Hauptgeschäftsführer. Der neue Verkehrsminister Volker Wissing habe mit dem Brückengipfel ein ambitioniertes Projekt in den Mittelpunkt gerückt: Die Zielsetzung lautet, 400 Brücken jedes Jahr zu sanieren. „Das sind 200 mehr als bisher. Das ist sehr anspruchsvoll, aber dringend notwendig“, weiß der Experte vom VBI. Erstmalig werde damit der Fokus auf Ingenieure gesetzt und darauf, Mobilität zu ermöglichen und zu verbessern. Bei der Umsetzung ginge es jetzt vor allem um die Frage, wie das gelingen könne. „Mit Hilfe einer Verkürzung der Genehmigungsverfahren, einer Vereinfachung und Vereinheitlichung der Vergaben sowie Präqualifizierungen könnte man beispielsweise die Realisierung beschleunigen. Es gäbe hier viele Maßnahmen, die bei der Sanierung der Infrastruktur helfen könnten, etwas zu bewegen“, erläutert Sascha Steuer.
Er hofft außerdem, dass mit diesem ambitionierten bundesweiten Projekt die Attraktivität des Berufsstandes erhöht werden kann. „Ein Großteil der Schüler entscheidet sich nach dem Abschluss für ein Studium im Bereich der Geisteswissenschaften, Jura oder Betriebswirtschaft. Dann erst folgen naturwissenschaftlich-technische Fächer. Es ist daher gerade hinsichtlich des beruflichen Nachwuchses sehr relevant, schon früh das Interesse junger Menschen für diesen Berufsstand zu wecken“, bekräftigt der VBI-Hauptgeschäftsführer nochmals. Einer Umfrage unter Absolventen zufolge hätten sich diese häufig für einen Ingenieurstudiengang entschieden, um etwas für die Umwelt zu tun. Das zeige, wie wichtig heute gesamtgesellschaftliche Themen bei der Berufswahl seien. Aus diesem Grund mache es Sinn, hier auch Initiativen für Berufseinsteiger zu geben, ist Steuer überzeugt.

Innovatives Bauen heute

„Wir müssen die Auftraggeber mit in die Spur nehmen mit Beispielen, wie man klimagerecht und nachhaltig planen kann“, erklärt der VBI-Fachmann. Dabei gebe es viele Facetten zu bedenken. Eine Frage sei, was beispielsweise mit einem Holzhaus nach der Nutzung gemacht werde und was der Bau mit Rezyklaten – Bauteilen aus wiederverwerteten Materialien – bringe, wenn diese erst von Italien nach Deutschland transportiert werden müssen. „Man muss auch den Lebenszyklus eines Bauwerkes betrachten und überlegen, wie die Gesellschaft in der Zukunft klimagerecht funktionieren kann“, stellt Sascha Steuer fest. Bauingenieure müssten bei der Planung eines Bauwerks immer mehr Kriterien wie Recycling, Rezyklate und Holzbauten berücksichtigen.
    Die Realisierung hänge aber stets vom Auftraggeber ab. Doch mit Blick auf die Zukunft sei es essenziell, auf dem neuesten Stand der Entwicklungen im Bausektor zu sein. Viele Interessenverbände in der Branche wie auch die Bundes- und Länderkammern bieten Fort- und Weiterbildungen an. Auch der Austausch mit Wissenschaftlern kann hier hilfreich sein und innovative Perspektiven ermöglichen. „Der Bauingenieur plant frei von Trends und sucht immer die beste Lösung für die ihm übertragenen Projekte. Dafür ist auch ein gutes Miteinander mit der Bauindustrie wichtig. Neue Baustoffe beeinflussen das Bauen und verlagern die Schwerpunkte hin zu Nachhaltigkeit, eröffnen zugleich neue Bauweisen und setzen Akzente für die Zukunft“, führt Sascha Steuer abschließend aus. me

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